Nach meiner Scrum Master Zertifitizierung bei it-agile, besuchte ich die Veranstaltungen der Scrum User Group Hamburg. Dabei handelt es sich um eine Veranstaltung im Open Space Format in der sich die Teilnehmer regelmäßig rund um das Thema Agilität austauschen können. Eine Session hatte den Titel “Agile Filterbubble” Es ging um die Frage: Gibt es das Risiko, dass ich meinen gedanklichen Horizont als Scrum Master oder Agile Coach verenge, weil ich nur noch Informationen aus dem Agilen Umfeld konsumiere.
Gibt es eine “Agile Filterbubble”?
Zu Beginn der Session wurde die Frage gestellt: Was waren die letzten drei Bücher, die du gelesen hast. Meine Antwort:
- Djamila von Tschigis Aitmatow
- 1913 der Sommer des Jahrhunderts von Florian Illies
- Wake Up (Aufbruch in eine aufgeweckte Gesellschaft) von Peter Spork
Die Antwort der anderen Teilnehmer waren zu meiner Verblüffung ausschließlich Sachbücher, die sich mit Scrum oder Organisationsentwicklung beschäftigen. In der Gruppe gab es einen Konsens darüber wie wertvoll die jeweiligen Bücher sind und wie folgerichtig der Scrum Guide den Gegenstand der Bücher auf das Minimum kondensiert. Auf meine Literaturliste wurde leider nicht eingegangen, da es sich scheinbar um Werke handelt, die sich nicht für die Arbeit heranziehen lassen. Mir war klar: die Filterblase ist da.
Romane zum Lösen von Teamproblemen?
Warum sollte man sich keine Anregungen aus Konflikten aus einem Roman oder Prosa holen können? Djamila folgt nach langem Zweifel ihrem Herzen und verlässt ihre Familie. Man kann daraus ableiten welche Signale es gibt vorhandene Strukturen zu hinterfragen, wie man sie entdeckt bewertet und wie man es schafft für sich selbst wichtige Entscheidungen zu treffen. 1913 beschreibt das Handeln (inzwischen) berühmter Persönlichkeiten ein Jahr vor Beginn des ersten Weltkriegs. Dinge die heute wichtig scheinen können morgen keine Rolle mehr spielen. Man kann daraus lernen, dass unerwartete Ereignisse Pläne grundlegend durcheinander bringen und wie wichtig es ist kurzfristig reagieren zu können. Das ist ein Grundprinzip agiler Planung und in der gegenwärtigen Corona Krise aktueller denn je.
Schau von außen in die Filterblase!
Für mich ist dieser Weg Verbindungen zu ziehen der Ausweg aus der Filterblase. Wenn ich es schaffe die Verbindung herzustellen, bekomme ich einen Blick von außen, der es mir hilft meinen aktuellen Kontext besser zu verstehen und meine Rolle darin zu finden. Das Sachbuch beschreibt mir welche Methoden ich anwenden kann und welche Signale ich sehe. Die Belletristik zeigt mir wie sich das Problem anfühlt und beschreibt meist das Ergebnis eines Lösungsexperiments.
Mein Rat: Verlassen sie die Filterblase. Suchen Sie in der nächsten Schwierigen Situation kein Werkzeug. Versuchen sie stattdessen das Problem anzugehen wie es “der große Gatsby” oder “Robinson Crusoe” oder die “Die Biene Maja” täte. Schreib mir welche Erfahrung Du gemacht hast.
Viel Spaß dabei.